Ich-Stärkung

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Bildung im FSPBildung im FSP

Wir haben das Ziel, dass unsere Schülerinnen und Schüler in der für sie möglichen Form Verantwortung entwickeln, zunächst einmal für sich selbst, aber auch für die Gemeinschaft.

Viele unserer Schülerinnen und Schüler sind durch ihre körperlich-motorischen Bedingungen auf Hilfe angewiesen, zum Teil weitreichend. Sie erleben immer wieder, abhängig oder auch fremdbestimmt zu sein.

Wir wollen deshalb die Schülerinnen und Schüler unterstützen

  • den eigenen Körper mit seinen Signalen wie z. B. Unruhe, Ruhebedürfnis, Schmerzen oder Bewegungsdrang
  • die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Vorlieben
  • die eigenen Stärken und Schwächen

wahrzunehmen und zu verstehen.

Wir wollen sie unterstützen, mit diesen Anteilen ihrer Persönlichkeit umzugehen.

Dabei kann bei unseren Kindern und Jugendlichen das Gefühl des eigenen Wertes wachsen.

Sie können gleichzeitig ein realistisches Bild von sich selbst und eine realistische Selbsteinschätzung entwickeln. Wir wollen sie stärken, die eigene Beeinträchtigung zu akzeptieren und soweit als möglich Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Auch der Einsatz für andere und das Wissen, für die Gemeinschaft eine wichtige Aufgabe zu übernehmen, stärkt das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein unserer Schülerinnen und Schüler. Die Übernahme sozialer Verantwortung ist eng mit der ‚Ich-Stärkung‘ verbunden.

Das Ziel der ‚Ich-Stärkung‘ und der damit verbundenen Verantwortungsübernahme ist an der Schule Tegelweg durch ein schuleigenes Curriculum verankert.

Hier erfolgen Kompetenzbeschreibungen in drei Bildungsbereichen, d. h. für die

  • die basale Bildung
  • die elementare und primare Bildung
  • die vorberufliche Bildung

Für jeden dieser Bildungsbereiche werden dabei viele Fördervorschläge für den Kompetenzerwerb formuliert. Diese wollen ‚Ich-Stärkung und Verantwortungsübernahme‘ in Unterricht, Erziehung und Therapie vielfältig unterstützen.

Folgende Maßnahmen setzen das Ziel der ‚Ich-Stärkung und Verantwortungsübernahme‘ in Unterricht und Erziehung an der Schule Tegelweg um:

Jede Schülerin/jeder Schüler führt ab seiner/ihrer Aufnahme in die Schule Tegelweg einen persönlichen Ich-Ordner. Er ist als fortlaufender roter Faden durch die Schulzeit konzipiert.

Der Ich-Ordner ist eingeteilt in sieben Kategorien, die die personale Identität umschreiben: Körper, Wünsche, Bedürfnisse, Selbstwertgefühl, persönliche Merkmale, Lebensgeschichte, Lebenshaltungen.

Persönliche Ereignisse, Fortschritte und Erkenntnisse aus den sieben Kategorien werden in Unterricht, Erziehung und Therapie überdacht und festgehalten. Die Schülerinnen und Schüler wählen – entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten – gemeinsam mit einem Erwachsenen aus, welche davon für sie wichtig sind und im Ich-Ordner ihren Platz finden sollen.

Der eigene aktive Umgang mit dem Ich-Ordner unterstützt unsere Schülerinnen und Schüler darin

  • ihr Erleben und ihre Vorstellungen von sich selbst anderen mitzuteilen
  • über sich selbst nachzudenken
  • eigene Fortschritte und Erfolge zu erinnern, als Ermutigung für neue Schritte.

Viele unserer Schülerinnen und Schüler mit intensivem Assistenzbedarf werden im Bereich der basalen Bildung gefördert. Hier dient der Ich-Ordner dazu, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule einen schnellen und konkreten Einblick in die Bedürfnisse, Gefühle, Interessen und Fähigkeiten der jeweiligen Schülerin/des jeweiligen Schülers bekommen. Auf dieser Grundlage können individuell passende Bildungsangebote entwickelt werden.

In unserem Unterricht haben wir ‚Ich-Stärkung und Verantwortungsübernahme‘ als spezifische Aufgabe verankert. Die Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule haben vereinbart, in jedem Schuljahr jeweils mindestens ein Unterrichtsvorhaben durchzuführen, das hierauf seinen Fokus richtet.

In diesen Unterrichtsvorhaben wird geplant, fachliche und methodische Bildung mit emotionaler und sozialer Bildung zu verknüpfen. Im Unterricht werden fachliche und methodische Kompetenzen gemäß der Hamburger Bildungspläne erworben und gleichzeitig Kompetenzen aus dem schuleigenen Curriculum.

Viele der Unterrichtsvorhaben sind schulintern veröffentlicht. Sie können von unseren Lehrerinnen und Lehrern benutzt und verändert werden. Der Pool dieser Unterrichtsvorhaben wird kontinuierlich erweitert.

Das Projekt „Buddys“ an der Schule Tegelweg motiviert die Schülerinnen und Schüler, Verantwortung füreinander zu übernehmen:

Ältere Schüler*innen entscheiden sich, jüngere Schüler*innen die Unterstützung in der Pause brauchen, in einer oder mehreren Pausen in der Woche zu begleiten.

Die Übernahme der Aufgabe ist freiwillig. Sie beginnt mit einer Probezeit. Der Schülerbuddy überprüft in der Zeit gemeinsam mit seinem Klassenteam (Klassenerzieher*in, Klassenlehrer*in), ob sie/er für die Aufgabe geeignet ist und ob sie ihr/ihm gefällt.

An der Schule Tegelweg können Schülerinnen und Schüler einen ‚Rollischiebeschein‘ erwerben. Dazu müssen sie beim ‘Rollischieben’ bestimmte Regeln einhalten können. Der ‘Rollischiebeschein’ ist Voraussetzung, wenn ein*e Schüler*in ein Kind oder eine*n Jugendliche*n, im Rollstuhl schieben möchte und Buddy werden möchte.

Bei vielen Aktionen unserer Schule wird die Übernahme sozialer Verantwortung gefördert. Die Schülerinnen erleben, dass sie handlungsfähig sind und etwas bewirken können. In der gemeinsamen Aktion wird Selbstwert und Gemeinschaftsgefühl gestärkt.

Hier eine Übersicht unsere wichtigsten sozialen Aktionen:

  • Sponsorenlauf: Laufen für einen guten Zweck Beim Sponsorenlauf sammeln die Schülerinnen und Schüler jedes Jahr Geld für soziale Projekte.

  • „Hamburg räumt auf“: Beteiligung an der Aktion des Hamburger Senats Ausgerüstet mit Greifern, Handschuhen und Müllsäcken wird das Umfeld der Schule vom Müll befreit. Der Erfolg ist direkt sichtbar und die Menge des gesammelten Mülls eindrucksvoll. Ein guter Anlass, um sich mit dem verantwortungsvollen Umgang mit Müll auseinanderzusetzen.

  • Sozialer Tag: Sammeln für die Stiftung „Schüler helfen Leben“ Am „Sozialen Tag“ sammeln die Schülerinnen und Schüler Geld für die Stiftung „Schüler helfen Leben“. Mit dem Geld werden viele soziale Projekte unterstützt. Viele Klassen entwickeln eigene Ideen, wie dafür Geld eingenommen werden kann. Es wird gekocht, gebacken, gebastelt und geputzt.

Die Teilnahme an Wettbewerben bietet den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, sich mit anderen zu vergleichen. Es erfordert oft Mut, die eigenen Werke aus Kunst oder Musik oder auch Texte einer Öffentlichkeit zu zeigen. Dieser Schritt kann die Persönlichkeit stärken. Auch die Teilnahme am Wettbewerb „Be smart – don’t start“ (Rauchprävention) kann sehr motivierend sein.

In den letzten Jahren gewannen Produktionen der Schülerinnen und Schüler der Schule immer wieder auch Preise.

[1] Vgl. auch A 1.5 Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. In: Diagnostik und Förderplanung (Anlagen in Handreichung/Überarbeitung 2019), hrsg. von der Behörde für Schule und Berufsbildung, S. 28